Monitoringbericht zum Wechselaufkommen 2018: Die Ruhe vor dem Sturm?

Der Monitoringbericht der Bundesnetzagentur ist noch nicht erschienen, aber die Medien, die bereits Auszüge daraus vorliegen haben, berichteten schon, dass im Strommarkt 4,7 Mio. Wechselvorgänge stattgefunden hätten und die neuen Anbieter ihren Marktanteil nicht steigern konnten. Nach wie vor seien 31% des gelieferten Stroms von Nicht-Grundversorgern gekommen. Bei den Grundversorgern selbst habe es nur geringe Verschiebungen gegeben. Der Anteil der Kunden im Grundversorgungstarif sei um einen Prozentpunkt auf 27% gefallen. Entsprechend sei der Anteil der Mengen, die Kunden beim Grundversorger in anderen Tarif bezogen, um einen Prozentpunkt auf 42% gestiegen.

Das ist auf den ersten Blick verwunderlich, da zumindest wir damit gerechnet hätten, dass das Wechselaufkommen weiter zunimmt und auch die neuen Anbieter Kunden gewinnen. Bei näherer Betrachtung kann man allerdings feststellen, dass die Entwicklung wohl eher technischer Natur ist und der Markt durch den Monitoringbericht nur unzureichend abgebildet wird:

  1. Die meisten Wechsel finden zum Jahresende statt:
    Die Bundesnetzagentur führt eine Stichtagsbetrachtung zum 31.12. des Jahres durch. Alle Wechsler, die sich im November und Dezember bspw. aufgrund von Preiserhöhungen zum Versorgerwechsel entschlossen haben, kommen erst im Folgejahr in die Belieferung. Daher wird die Wechseldynamik aufgrund von Preisanpassungen oder sonstigen externen Effekten üblicherweise erst im nächsten Jahr abgebildet.
    Zum 01.01.2019 gab es 482 Preisanpassungen von Grundversorgern. Dies ist ein guter Indikator für das Ausmaß der Wechselaktivität im Markt. Folglich ist damit zu rechnen, dass sich die Effekte erst in einem Jahr, wenn der Monitoringbericht 2020 erscheint, offenbaren werden.
  2. Insolvenzen
    2018 meldeten unter anderem Savero Energie (30.000 Kunden) und e:veen (84.000 Kunden) Insolvenz an. Diese Kunden fielen erst einmal in die Ersatzversorgung und führten damit zu einer Erhöhung des Kundenbestands der Grundversorger. Aufgrund der relativ geringen Kundenzahlen dieser Unternehmen dürfte sich dies aber kaum auf die Wechselbewegungen ausgewirkt haben. Die Insolvenz der BEV, von der etwa 600.000 Kunden direkt oder indirekt betroffen waren, wird aber dazu geführt haben, dass einerseits die Grundversorger erst einmal wieder Zuwächse verzeichnen konnten. Anschließend dürfte es zu größeren Wechselbewegungen zu neuen Anbietern gekommen sein, da die Discounter-Kunden doch eher wechselaffin und preissensibel sind.

Insgesamt zeigt sich also, dass vieles, was im Jahr 2018 passiert ist oder sich bereits angedeutet hat, erst im Jahr 2019 Wirkung zeigen wird. Für eine Stagnation des Wechselaufkommens auf dem aktuellen Niveau sprechen die Daten jedenfalls nicht.

Dann wird die Frage sein, wie weit der Anteil der Kunden, die noch einen Grundversorgungstarif nutzen, fallen wird. Diese Kunden stellen die finanzielle Basis jedes Stadtwerks dar. Wenn ihr Anteil zu weit absinkt, wird es schwieriger, Zukunftsprojekte zu finanzieren.

Damit dies trotzdem gelingen kann, müssen mehr Premiumprodukte mit einem erkennbaren Mehrwert angeboten werden, die zu einer Stabilisierung der Margen sowie zu langfristiger Kundenbindung beitragen. Passende Lösungen entwickeln wir gerne gemeinsam mit Ihnen.

Eine ausführliche Analyse auf Basis des bis dahin erschienenen Monitoringberichts werden wir in der Dezemberausgabe von Energiemarkt Aktuell vornehmen. Sichern Sie sich jetzt ein Probeabonnement für drei Monate zum halben Preis.

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