TOP Themen für Energieversorger 2025!
2024 war für die Energiebranche erneut ein sehr dynamisches und aufregendes Jahr. 2025 wird es aber mindestens genauso weitergehen, wobei wir Stand heute wieder einmal mit vielen Unsicherheiten konfrontiert sind.
Zuerst einmal werden durch die anstehenden Neuwahlen und die anschließende Regierungsbildung wichtige und teilweise richtungsweisende Entscheidungen verzögert. Wie die Wahl ausgeht, kann man sich ungefähr vorstellen. Wer aber dann in welcher Konstellation regiert und inwieweit den Wahlversprechungen auch Taten folgen, ist bei Weitem noch nicht absehbar.
Sicher ist jedoch, dass 2025 ein entscheidendes Jahr für die Energiewirtschaft und die Energiewende wird. Die Herausforderungen sind groß, die Rahmenbedingungen zum Teil noch nicht geklärt und die Ressourcen sind beschränkt. Entsprechend müssen Prioritäten gesetzt und wichtige strategische Entscheidungen getroffen werden.
Aus unserer markt- und vertriebsorientierten Perspektive sehen wir folgende Themen im Fokus für 2025:
- Potenzial dynamischer Tarife nicht unterschätzen
- EDL-Angebot nachfrageorientiert aufbauen
- Vertrieb und Kundenbindung ganzheitlich angehen
- KI im Kundenservice implementieren
- Produktportfolio und Pricing kritisch prüfen
- Kooperationen und Zusammenarbeit mit Dritten forcieren
Dynamische Tarife nicht unterschätzen
Seit Januar 2025 muss jeder Stromversorger einen dynamischen Tarif anbieten. Angesichts fehlender Smart Meter-Infrastruktur und relativ unattraktiver Rahmenbedingungen für den optionalen Einbau, erwarten viele Versorger nur eine geringe Nachfrage nach dynamischen Tarifen und fokussieren sich erst einmal auf die Erfüllung der gesetzlichen Mindestanforderungen.
Kurzfristig mag das sogar stimmen, mittelfristig dürfte es aber schwierig werden, wenn der dynamische Tarif nicht um Visualisierungs-Apps und Energiemanagement-Funktionalitäten ergänzt wird. Denn gerade Prosumer, die mit Wärmepumpen oder E-Autos hohe Lastverschiebungspotenziale haben, können von einem dynamischen Tarif profitieren. Diese Kundengruppe hat einen hohen Verbrauch und droht zumindest teilweise zu Wettbewerbern abzuwandern, wenn der Wunsch nach einem modernen Tarifangebot mit digitalen Lösungen vom Stadtwerk nicht erfüllt werden kann. Da solche Kunden kaum zurückzugewinnen sind, ist der Verlust umso schmerzhafter.
EDL-Angebot aufbauen
Kunden, die sich für Wärmepumpen, PV-Anlagen oder Ladelösungen interessieren, werden von überregionalen Installationsbetrieben meist direkt mit einem Gesamtpaket aus Hardware, Energiemanagement, dynamischem Tarif und weiteren Services bedient. Für Anbieter wie 1komma5° oder Enpal ist das Installationsangebot der Einstieg in eine langfristige Kundenbeziehung und dauerhafte Erlösquelle durch Stromlieferung und Flexibilitätsmanagement. Um diesem neuen Wettbewerb zu begegnen sind Stadtwerke gefordert ebenfalls Energiedienstleistungen anzubieten. Dies erscheint aufgrund fehlender Ressourcen und geringem Skalierungspotenzial oftmals schwierig. Dennoch müssen Lösungen gefunden werden, mit denen man die Kunden über solche Einstiegsprodukte auch dauerhaft bei der Strombelieferung bindet.
Vertrieb und Kundenbindung ganzheitlich angehen
Gerade Stadtwerke haben in den letzten zwei Jahren ein Auf und Ab im Kundenbestand erlebt. Erst stiegen die Kundenzahlen aufgrund der Krise an, anschließend wanderten viele dieser gestrandeten Kunden auch direkt wieder ab. Zudem zeigen sich mittlerweile auch langjährige Kunden angesichts der großen Differenz zwischen den Preisen für Bestandskunden und den Angeboten für Neukunden wechselwilliger als in der Vergangenheit. Um eine weitere Erosion der Kundenbasis zu verhindern, werden Kundenbindung, Kundenrückgewinnung und auch der Neukundenvertrieb immer wichtiger. Wer hierbei erfolgreich sein möchte, muss alle kritischen Prozesse entlang der Customer Journey ganzheitlich betrachten und geeignete Maßnahmen zur Kundenbindung ableiten.
KI im Kundenservice implementieren
Die Kontakthäufigkeit zwischen Energieversorger und Endkunde wird in Zukunft allein aufgrund der komplexer werdenden Rahmenbedingungen zunehmen. Außerdem entsteht durch dynamische oder flexible Tarife zusätzlicher Informationsbedarf auf Kundenseite, der vom Energieversorger zu befriedigen ist– und zwar 24/7/365.
Dieses erhöhte Kommunikationsaufkommen muss möglichst kosteneffizient bewältigt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Ohne KI-gestützte Automatisierung wird es deshalb nicht gehen. Im Moment ist dies vor allem für kleinere Versorger noch schwierig, da die Kosten für KI-gestützte Kundenkommunikation, etwa per Chatbot oder Voicebot, noch relativ hoch sind und skaliert werden müssen. Trotzdem sollten jetzt Lösungsansätze entwickelt werden, die eine Reduzierung der Cost-to-serve nach sich ziehen, da sonst die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet ist.
Produktportfolio und Pricing kritisch prüfen
Nicht nur durch dynamische Tarife werden die Produktwelten vielfältiger. Wir sehen im Markt sehr viele Varianten dynamischer Tarife oder auch Angebote mit bis zu zehn Jahren Energiepreisgarantie. Diese haben neben den üblichen Standard-Tarifen mit verschiedenen Laufzeiten, Preisgarantien, Öko-Eigenschaften und Boni sowie Heizstrom, Reststrom und Autostrom usw. alle ihre Berechtigung.
Diese zunehmende Berücksichtigung individueller Kundenbedürfnisse darf jedoch auf Versorgerseite nicht zu einem komplexen oder gar ausufernden Tarifangebot führen. Vielmehr sind eine klare Positionierung und einfache, in sich stimmige Tarifmodelle mit erkennbarem Mehrwert notwendig. Und wenn es dann doch etwas komplexer wird, sollte diese Komplexität zumindest vom Kunden ferngehalten werden.
Bei der Preisfindung ist eine reine Bottom-Up-Betrachtung (Kosten + Marge = Preis) schon lange nicht mehr zielführend. Vielmehr sind abhängig von Kundensituation, Wettbewerb, Vertriebskanal und erwarteter Kundenhaltedauer unterschiedliche Pricing-Ansätze notwendig. Durch neue Dienstleistungen und Kombiangebote sind die Commodity-Preise zudem nicht mehr isoliert zu sehen, sondern müssen über alle vom Kunden bezogenen Leistungen hinweg betrachtet werden.
Kooperationen und Zusammenarbeit mit Dritten forcieren
In den letzten Jahren war die Energiebranche hauptsächlich mit der Bewältigung von Krisen und der Umsetzung staatlicher und regulatorischer Anforderungen beschäftigt. Während die akute Krise vorbei ist, stehen Versorger weiterhin vor großen Herausforderungen bei Themen wie Stromnetzausbau, Dekarbonisierung, Wärmewende, Verkehrswende, Smart Meter Rollout, Digitalisierung usw.
Damit diese kapital- und ressourcenintensiven Aufgaben erfolgreich finanziert und umgesetzt werden können, muss das Kerngeschäft langfristig profitabel bleiben. Angesichts rückläufiger Kundenzahlen, neuer Wettbewerber und veränderter Kundenbedürfnisse stellt dies eine eigene Herausforderung dar. Die meisten Versorger sind zudem zu klein, um bei neuen Geschäftsmodellen ausreichend zu skalieren und mit nationalen oder gar international agierenden Wettbewerbern mithalten zu können.
Dies kann nur durch die Öffnung für Kooperationen und verstärkte Zusammenarbeit mit Dritten erreicht werden. Nicht jeder Prozess im Unternehmen ist so kritisch oder wertschöpfend, dass er zwangsläufig im eigenen Haus abgebildet werden muss. Vielmehr sind Partner oder Dienstleister oftmals effizienter und leistungsfähiger, als man es selbst je sein könnte. Essenziell ist jedoch, die richtigen Partner zu finden, mit denen man langfristig auf Augenhöhe zusammenarbeiten kann.
Nutzen Sie die Chance und schauen Sie einmal ganzheitlich auf Ihre Kunden, den Wettbewerb und die zentralen Entwicklungen im Energiemarkt, um sich für die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft zu wappnen. Oftmals können schon wenige, einfach umsetzbare Maßnahmen sichtbare Erfolge zeigen. Gerne unterstützen wir Sie bei der Verbesserung Ihrer Wettbewerbsposition im Energiemarkt! Buchen Sie gerne unverbindlich einen Termin für ein Strategiegespräch oder treffen Sie uns auf der E-World!
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein erfolgreiches neues Jahr!