Strom- und Gassperren: Differenzierte Lösungen gefragt
Laut dem Monitoringbericht der Bundesnetzagentur ist die Zahl der tatsächlich durchgeführten Sperrungen der Energielieferung durch die Grundversorger bei Strom und Gas im Jahr 2015 zurückgegangen. Bei Strom beträgt der Rückgang bei 331.272 Sperrungen im Vergleich zum Rekordjahr 2014 knapp sechs Prozent. Einen ähnlich hohen Rückgang verzeichnet die Behörde auch bei Gas mit 43.126 Sperrungen.
Dennoch zeigen die seit 2012 relativ konstanten Sperrzahlen der Grundversorger, dass trotz des eingangs festgestellten Rückgangs keine Entwarnung zu geben ist. Die Energieanbieter und insbesondere die Grundversorger sollten sich daher mit Konzepten beschäftigen, um Strom- und Gassperren zuvorzukommen.
Alternativen müssen sich an Ursachsen der Stromsperren orientieren
Im Auftrag des BMWi hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) nach dem Bekanntwerden der Rekordzahl an Energiesperrungen im Jahr 2015 ein Gutachten dazu erstellt. Das ZEW hat dabei festgestellt, dass vor allem, aber nicht nur, Haushalte mit geringem Einkommen betroffen sind. Haushalte, die ALG II beziehen, sind in etwa gleich oft betroffen, wie Haushalte außerhalb der Grundsicherung. Darüber hinaus ist absolut gesehen ein Großteil der Haushalte mit geringem Einkommen nicht betroffen.
Die Gründe für Sperrungen sind vielschichtig. Neben dem geringen Einkommen treten häufig eine geringe Finanz- und Planungskompetenz, Schulden, die (schlechte) Energieeffizienz von Haushaltsgeräten sowie kritische Lebensereignisse und Veränderungen im häuslichen Umfeld (Erkrankung, Tod von Angehörigen, Arbeitslosigkeit etc.) auf.
Pauschale Lösungsansätze sind daher nicht zielführend. Bei ereignisbezogenen, persönlichen Ursachen können Beratung und eine klare Darstellung der finanziellen Situation helfen. In diesem Umfeld können Sozialleistungsträger und Versorger kooperative Ansätze anbieten.
Bei strukturellen, persönlichen Ursachen sind Angebote zur Schaffung eines Problembewusstseins und zur Effizienzsteigerung zielführend (bspw. Stromspar-Check, Förderung effizienter Haushalts-geräte).
Laut der Bundesnetzagentur gehen bei Strom zehn Prozent der Unterbrechungen auf Mehrfachsperrungen derselben Kunden zurück. Bei der Gas-Grundversorgung liegt die Zahl bei sechs, außerhalb der Grundversorgung sogar bei 15 Prozent. Insgesamt handelt es sich um knapp 40.000 Kunden. Um die Einnahmen von dieser Kundengruppe zu sichern, kommen Prepaid-Zähler infrage. Der Bundesnetzagentur zufolge sind jedoch nur 20.500 Vorkassesysteme wie Chipkarten- oder Bargeldzähler im Einsatz, sodass theoretisch höchstens die Hälfe der mehrfach gesperrten Kunden über ein solches verfügt. Grund hierfür könnten die hohen Anschaffungskosten für Prepaid-Zähler sein, die bis zu 400 Euro betragen. Diese Kosten können zudem nicht sinnvoll auf die ohnehin säumigen und oft zahlungsschwachen, von einer Strom- oder Gassperre bedrohten Kunden umgelegt werden, da dies die Zahlungsschwierigkeiten nur verschärft.
Smart Meter können das Prepaid-System vereinfachen
Mit der Einführung von fernsteuerbaren intelligenten Messsystemen könnte der Einsatz von Prepaid-Systemen entscheidend vereinfacht werden. Zum einen könnte bspw. ein Maximalverbrauch festgelegt und die Versorgung bei Erreichen dieses Werts unterbrochen werden. Das gleiche Prinzip ließe sich mit Geld-Guthaben umsetzen, wobei das Aufladen des Guthabens wesentlich einfacher gestaltet werden könnte. Zum anderen bieten die Geräte zahlreiche Möglichkeiten zur Visualisierung von Guthaben, Verbrauch oder Prognosen. Die Visualisierung könnte bspw. auf Smartphone-Apps dargestellt werden. Die hohe Sicherheit des Smart-Meter-Gateways würde einen sensiblen Online-Datenverkehr erlauben.
E.ON hat das Potential von Smart Metern als Basis für Prepaid-Lösungen bereits erkannt. Der Konzern setzt seit geraumer Zeit solche Lösungen im Ausland ein und bringt diese Erfahrung auf den deutschen Markt. Laut Paul-Vincent Abs, Geschäftsführer von E.ON Metering, wird E.ON seine Prepayment-Lösung auch in Deutschland als White-Label-Produkt anbieten.
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