Positionierung als Dienstleister auch im Elektromobilitätsumfeld nicht versäumen

Was im Januar 2017 die McKinsey Studie zum Thema Nachfrage nach Elektromobilität bereits prognostizierte, unterstreicht nun die im November veröffentlichte Studie der Boston Consulting Group: Die Elektromobilität ist weltweit nicht mehr aufzuhalten! Gemäß der aktuellen Studie soll der Marktanteil von Verbrennungsmotoren von heute 96 Prozent auf etwa 50 Prozent bis 2030 zurückgehen. Bereits ab 2020 würden elektrische Fahrzeuge deutlich an Marktanteilen gewinnen, da die Automobilhersteller aufgrund der Emissionsvorschriften den Absatz von Elektro- und Hybridfahrzeugen forcieren müssten. Von 2025 an werde der Absatz stark ansteigen, getrieben durch sinkende Batteriepreise und wachsende Nachfrage. So haben auch die deutschen Autohersteller VW, Audi, Porsche oder Mercedes für den Zeitraum 2020 bis 2025 eine Vielzahl rein elektrisch betriebener Fahrzeuge in Planung. Das oftmals angeführte Problem der fehlenden Modellvielfalt wird sich damit lösen. Dass auch geringe Reichweiten kein Manko der Elektrofahrzeuge mehr darstellen werden, ist u.a. der Pionierarbeit von Tesla zu verdanken.

Autohersteller und Tankstellenbetreiber bauen Schnelllade-Infrastruktur auf

Die deutschen Autohersteller haben den Trend der nicht mehr aufzuhaltenden Elektromobilität erkannt und beschleunigen nicht nur ihre Elektrofahrzeugpläne. Auch beim Thema Energieinfrastruktur bringen sie sich in Stellung. Anfang November vermeldeten BMW, Daimler, Ford und Volkswagen die Gründung des Ladenetz Joint Ventures IONITY. Ziel des Gemeinschaftsunternehmens ist der Aufbau eines leistungsstarken Ladenetzes entlang der europäischen Hauptverkehrsachsen. Mit einer Leistung von bis zu 350 kW ermöglichen die Stationen kurze Ladezeiten. Durch das High Power Charging, so der Verbund, soll das Laden nicht länger als eine Kaffeepause dauern. Konkret plant IONITY die Errichtung von 400 Schnellladestationen bis 2020. Jede Station wird öffentlich zugänglich sein, über mehrere Ladepunkte verfügen und im Abstand von maximal 120 Kilometern zur nächsten liegen. Der Aufbau der ersten 20 Stationen startet noch in diesem Jahr. Vor drei Tagen erschien die Meldung, dass sich neben den Autobauern auch große Player aus einer anderen Branche beteiligen: Neben Tank & Rast, OMV und Circle K tritt auch Shell dem Verbund bei. Die Kooperation der Automobilhersteller mit den Tankstellenbetreibern ermöglicht eine schnelle Standortabdeckung. Der Ölkonzern Shell meldetet bereits im Januar, dass er mit dem Aufbau von Ladestationen für Elektroautos an Tankstellen startet. Das Engagement der durch Rentabilitätskennzahlen gesteuerten Automobilhersteller und des Ölkonzerns lassen vermuten, dass sich im Bereich Energieinfrastruktur durchaus Profite erwirtschaften lassen.

Auch von einer ganz anderen Seite schalten sich aktuell Marktakteure in das Elektromobilitätsumfeld ein: So meldete sich im November die Telekom zum Thema Ladenetzausbau. Das Unternehmen will über seine vorhandenen Stromverteiler tausende von Lademöglichkeiten für Elektroautos schaffen. Ein Prototyp soll noch in diesem Jahr installiert werden. Um eine Rolle im zukünftigen Elektromobilitätsumfeld zu spielen, das schließlich vom Auto über die private Aufladestation und das Smart Home bis hin zur PV-Anlage reichen wird, ging die Telekom bereits Kooperationen mit der Automobilbranche ein. Seit September kann der Fahrer eines VW dank der neusten Telekom/ Volkswagen-Kooperation über eine App im Auto auf das Smart Home System der Telekom zugreifen. Und den Smart Speaker, der auf der anderen Seite im Smart Home auf Befehle wartet, stellte das Unternehmen im November vor. Mit „Hallo Magenta“ kann der Kunde einen Sprachassistenten nutzen, der hohen deutschen Datenschutzstandards unterliegt. Um das Ganze abzurunden bietet das einstige Telekommunikationsunternehmen seit September seinen Kunden eigene Stromtarife an.

Durch eine breite Aufstellung, wie sie derzeit die Telekom verfolgt, sind Unternehmen in Zukunft nicht nur über den Verbrauch des Kunden im eignen Haus, sondern über die Fahrzeug-App und die Ladesäulendienstleistungen auch über den Verbrauch und den Akkustand des Elektroautos informiert. Dem Kunden nach Analyse seiner Daten den für ihn besten Tarif auf dem Smartphone anzubieten, ist schließlich ein kleiner Schritt. Damit wäre der einstige Versorger zukünftig außen vor.

Energieversorger in der Defensive

Das Engagement der klassischen Energieversorger ist im Moment noch sehr unterschiedlich. Große Versorger wie E.ON, Innogy oder EnBW wollen ebenfalls im großen Stil Ladeinfrastruktur aufbauen: So kündigte E.ON im November an, bis 2020 10.000 Ladesäulen errichten zu wollen. Diese sollen vor Supermärkten, Bahnhöfen und auch an Autobahnen aufgestellt werden. Darunter befinden sich auch High-Power-Charger mit bis zu 350 kW Leistung. Auch andere Versorger wie die enercity in Hannover meldete bis zu 600 Ladesäulen bis 2020 zu errichten. Ein Großteil der Versorger, insbesondere kleinere Stadtwerke, scheinen aber noch keine ausgereifte Strategie für ihre Positionierung im Bereich Elektromobilität zu haben. Zwar haben viele Unternehmen einzelne öffentliche Ladesäulen installiert und wollen die Infrastruktur aufbauen. Dies ist jedoch häufig im Wesentlichen ihrem kommunalen Auftragt geschuldet und stellt nicht zwangsläufig eine strategische Besetzung des Themas dar.

Da aber der Wettbewerb nun anscheinend nicht mehr auf sich warten lässt und vermutlich weitere, große Player die Bühne betreten werden, müssen Versorger sich der Elektromobilität verstärkt widmen und auf ihre Region und die Kundenstruktur angepasste Konzepte entwickeln. Ansonsten droht die Stromversorgung für den Haushalt oder den Gewerbebetrieb in Zukunft vom Autohersteller oder vom Telefonanbieter zu kommen.

Konkrete Ansatzpunkte hierzu liefern wir Ihnen sehr gerne in einem persönlichen Gespräch!

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