ENTEGA bereitet Kombiangebote vor

In einer Pressemitteilung hat die ENTEGA AG die „Stärkung“ ihrer Kommunikationstochter HSE Medianet bekanntgegeben, die nun zur besseren Sichtbarkeit gegenüber den Endkunden in „ENTEGA Medianet“ umbenannt worden ist und ein wichtiger Bestandteil der digitalen Unternehmensstrategie des Konzern werden soll. Einen Hinweis auf die vertriebliche Relevanz der Konzernumstellung gibt der neue Vorsitzende der Geschäftsführung der ENTEGA Medianet, Thomas Schmidt. Dieser bleibt gleichzeitig Geschäftsführer der ENTEGA Energie GmbH und kann somit einen kombinierten, digitalen Ansatz auch im Energievertrieb forcieren kann.

Insbesondere im Privatkundenbereich will ENTEGA ihren Marktanteil „deutlich erhöhen“. Hierzu soll es demnächst Kombiangebote für Strom, Gas und schnelles Internet geben. Das Breitband-Angebot soll bis Ende des Jahres allen Darmstädter Haushalten zur Verfügung stehen und demnächst auf das Stadtgebiet Mainz ausgeweitet werden, in dem ENTEGA bereits Grundversorger ist. Für Gewerbekunden bietet der Konzern weitere IT-Dienstleistungen wie Hotspots, Housing und virtuelle Netzwerke an. Derzeit versorgt ENTEGA ca. 13.000 Privatkunden in 25 Gemeinden mit schnellem Internet.

Erste Kombi-Versuche bereits gelaufen

Die angekündigten Kombiangebote wären nicht der erste Versuch von ENTEGA, Energieprodukte mit anderen Dienstleistungen zu verbinden. Ohne nennenswerte öffentlichkeitswirksame Bekanntmachung wurden bis vor kurzem Stromtarife auf dem Vergleichsportal Check24 angeboten, in denen die Kosten für ein vorkonfiguriertes Smart Home-System im monatlichen Preis enthalten waren. Es scheint sich bei den Tarifen um eine Art Testballon gehandelt zu haben, denn sie wurden ausschließlich auf einer nur für ENTEGA-Produkte eingerichteten Landingpage gelistet, die wiederum ausschließlich als mobile Webseite vorhanden war. Über den Erfolg dieser nur befristet verfügbaren und kaum beworbenen Tarifaktion kann nur spekuliert werden, aber ENTEGA hat mit Sicherheit wertvolle Erkenntnisse über das Nutzerverhalten gewonnen, wenn Endkunden mit der Wahl zwischen reinen Stromtarifen und Tarifen mit einem in Aussicht gestellten Energiespareffekt konfrontiert werden.

Sachprämien erfolgreicher als Kombiangebote

Kombiangebote blicken auf eine längere und durchwachsene Geschichte zurück. So bietet bspw. die EWE seit längerem das sogenannte „EWE trio“, bestehend aus Strom, Gas und einer Telekommunikationsdienstleistung, mit einem Kombirabatt von bis zu 75 Euro jährlich an. Im Gegensatz zu früher wird das Kombiangebot allerdings nicht mehr prominent auf der Startseite der Unternehmenswebseite präsentiert und ist nicht mehr in den Tarifrechner integriert. Vattenfall hat im Jahr 2007 eine Kritikwelle ausgelöst, als der Konzern im Zuge einer Tarifumstellung den Strompreis um mehr als sieben Prozent erhöhte und gleichzeitig einen Haushaltsschutzbrief in den Tarif inkludierte. Zahlreiche Kunden verstanden die neue Versicherungsleistung als Grund für die Preiserhöhung und beschwerten sich über die fehlende Möglichkeit, auf den Schutzbrief zu verzichten; der Tarif inkl. Schutzbrief besteht weiterhin für Bestandskunden, wird aber nicht mehr angeboten. Im Allgemeinen lässt sich feststellen, dass die bisherigen Kombiprodukte den Massenmarkt nicht erreicht haben, weil sowohl die Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen als auch der Preis- oder Komfortvorteile die Endkunden nicht überzeugt haben.

Im Vergleich dazu zeichnen sich Energietarife mit Sachprämien durch eine hohe Marktakzeptanz aus. Dieser Ansatz ist besonders bekannt aus der Telekommunikationsbranche, in der sich die Einmalkosten für die notwendige Hardware – sei es ein Router für einen DSL-Anschluss oder ein Handy für einen Mobilfunkvertrag – über die Vertragslaufzeit aufteilen und in der monatlichen Grundgebühr abbezahlt werden. Diese Vorgehensweise scheint sich gut auf den Energiemarkt zu übertragen, wie Beispiele von Yello Strom und der badenova verdeutlichen. In beiden Fällen erhalten Kunden beim Abschluss eines Energieliefervertrags ein Tablets oder hochwertiges Handy „gratis“. In Wirklichkeit werden die Geräte über einen höheren Grundpreis abbezahlt. Das Interesse der Kunden an begehrenswerter Unterhaltungselektronik in Verbindung mit dem Energiebezug, den sie ohnehin benötigen, scheint jedoch hoch zu sein, wie der Verlauf der Google-Suchen nach dem Begriff „Yello iPad“ verdeutlichen. Zudem erzielen die Geräte, die optisch ansprechend und in der Hand real erlebbar sind, eine größere Emotionalisierung des Energieprodukts als die übliche Werbebotschaft über abstrakte Sparpotentiale. Diese Vorteile lassen sich, wie in den Werbespots von Yello zu sehen sind, gut werblich kommunizieren.

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Zeitlicher Verlauf der Google-Suchen nach den Stichwörtern "Yello iPad" Google-Suchen nach Yello iPad

 

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