Ist ein transparenter Preis ein guter Preis?

Eprimo hat kürzlich einen neuen Tarif mit der Bezeichnung „SuperFairTarif“ gelauncht. Fair daran soll vor allem sein, dass das Unternehmen über die gesamte Vertragsbeziehung hinweg die Kosten für Vertrieb und Abrechnung nicht verändern will. Alle anderen, nicht beeinflussbaren Preisbestandteile inkl. der Beschaffungskosten werden hingegen einmal jährlich angepasst.

Kurz gesagt bedeutet dies, dass die Marge, die eprimo erzielt, über die gesamte Vertragslaufzeit konstant ist. Ähnliche Modelle gibt es auch bei anderen neuen Anbietern wie bspw. 4hundred, wo sämtliche externen Kosten weitergegeben werden und eine monatliche Servicepauschale von acht Euro für die Dienstleistungen des Unternehmens erhoben wird. Diese bestehen u.a. darin, dass das Startup den monatlichen Abschlag als Kontostand deklariert und diesen täglich mit dem geschätzten Verbrauch gegenrechnet. Bei positivem Saldo verzinst 4hundred die Differenz mit vier Prozent.

Sicherheit für den Versorger

Ein Kunde, der das eprimo-Angebot prüft, wird vermutlich erst einmal feststellen, dass die Ersparnis gegenüber seinem bisherigen Tarif geringer ausfällt, als bspw. bei den günstigsten Anbietern auf Vergleichsportalen. Auch die Tarife, die eprimo sonst anbietet, sind überwiegend günstiger als der SuperFairTarif. Dies liegt vor allem daran, dass es keinen Neukundenbonus oder sonstige Anreize wie Wechselprämien etc. gibt. Auf den ersten Blick könnte das Angebot daher teuer wirken. Zudem fehlt selbst gegenüber der einfachen Energiepreisgarantie die Absicherung der Beschaffungskosten, zumindest im ersten Jahr. Da die Beschaffungskosten innerhalb einer gewissen Bandbreite bei allen Wettbewerbern zumindest ähnlich sind und normalerweise nur einen geringen Teil des Energiepreises ausmachen, ist diesem Umstand nicht allzu viel Bedeutung zuzumessen. Angenommen, eprimo beschafft überwiegend im Voraus, dürften Preisänderungen hauptsächlich zum 01.01. erfolgen, wenn sich Umlagen oder Netzentgelte verändern.

Für den Versorger bietet ein solcher Tarif zumindest Sicherheit. Er kann alle externen Kosten an den Kunden weiterverrechnen und hat eine feste Marge. Wenn es ihm im Lauf der Zeit gelingt, seine Abwicklungskosten zu reduzieren, erhöht sich diese sogar ggf. leicht. Potenzial nach oben ist jedoch nicht gegeben. Darüber hinaus sind die Angebote nicht über die gängigen Massenkanäle platzierbar. Vergleichsportale fordern mindestens eine einjährige eingeschränkte Preisgarantie, wenn die Produkte in den Standardeinstellungen (Empfehlungen) angezeigt werden sollen. Den Massenmarkt erreicht man also nur mit massiver Werbung. Eprimo wird dies sicherlich online und ggf. auch im TV reichweitenstark umsetzen können. Ob 4hundred in der Lage ist, die geneigte Zielgruppe für das Angebot zu erreichen, ist jedoch fraglich.

Wie viel verdient man am Ende mit dem Kunden?

Eprimo lobt in München für 3.500 kWh Strom einen Jahrespreis von 964,51 Euro aus. Bei einem geschätzten Beschaffungspreis von 3,5 Cent kWh entstehen dem Versorger inkl. Netzentgelten, Steuern und Abgaben externe Kosten in Höhe von 929,99 Euro brutto. Aus der Differenz muss das Unternehmen zudem die internen Abwicklungs- und Vertriebskosten finanzieren. Angenommen, diese lägen bei 25 Euro netto und damit 29,75 Euro brutto pro Jahr, ergeben sich Gesamtkosten in Höhe von 959,74 Euro. Es verbleibt damit eine Nettomarge von ziemlich genau vier Euro pro Jahr. Das ist zugegebenermaßen wenig. Es ist auch weniger, als in anderen PLZ-Gebieten, wo bei einer vergleichbaren Berechnung schon mal 15 Euro Marge herauskommen.

Insgesamt mutet die Kalkulation aber insbesondere im Vergleich mit 4hundred, die vom Kunden netto abzgl. der internen Verwaltungskosten jährlich über 50 Euro haben möchten, sehr vorsichtig an. Nicht berücksichtigt ist hier die Summe, die der Kunde über die Rückverzinsung erhalten kann. Theoretisch können Kunden maximal 40 Euro/Jahr zurückerhalten, da 4hundred nur Guthaben bis 1.000 Euro verzinst. Bei einem durchschnittlichen Kunden dürfte es sich aber nur um ein paar Euro pro Jahr handeln.

Der Preis und das gesamte Preismodell des „SuperFairTarifs“ von eprimo erscheinen daher vergleichsweise fair. Mit einem Tarif inkl. Neukundenbonus darf man das Angebot allerdings nicht vergleichen. Der SuperFairTarif ist ohnehin nicht nur auf ein Jahr ausgelegt, sondern fokussiert die Kundenbindung. Die SuperFair-Preisgarantie wird bis zum Jahr 2999 gewährt. Darüber hinaus verzichtet eprimo auf eine Mindestvertragslaufzeit und betont, dem Kunden die Zusammensetzung der Kosten einmal pro Jahr übersichtlich und transparent darzulegen.

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