Heizungsanbieter adressieren Endkunden mit smarten Lösungen und Stromangeboten

Wer derzeit Fernsehwerbung anschaut, sieht dort neuerdings auch Spots von Heizsystemherstellern, die für smarte Systeme mit der Möglichkeit zur Steuerung per App werben. Buderus bewirbt bspw. im aktuellen TV-Spot unter dem Markenclaim „Heizsysteme mit Zukunft“ eine im Wohnraum dekorativ platzierte, internetfähige Gas-Brennwerttherme und positioniert die eher profane Gasheizung als ansprechendes Lifestyle-Produkt.

Die aktuelle Kampagne von Danfoss bewirbt mit dem Slogan „Ich bin smart“ das internetfähige Heizregelsystem Danfoss LinkTM, das mit einer zentralen Steuerungseinheit, Thermostaten und Heizungsreglern Komfort und Kostenersparnis garantieren soll. Auch der Danfoss-Spot wird publikumswirksam im TV verbreitet und transportiert die Botschaft, mit Danfoss LinkTM zukunftsgerecht zu heizen.  Die Kostenersparnis rückt auch tado in seinem TV-Spot 2016 mittels seiner bekannten Energiespargarantie in den Vordergrund. Denn die smarte Heizungssteuerung soll bis zu 31 Prozent an Heizkosten sparen. Fällt diese aus Sicht des Kunden zu niedrig aus, erhält er sein Geld zurück. tado fordert dabei keinen Verbrauchsnachweis.

Abbildung: Ausschnitt aus buderus-TV Spot

Quelle: youtube

 

Der Einsatz reichweitenstarker und entsprechend teurer Fernsehspots zeigt, dass Akzeptanz und Kaufbereitschaft solcher Systeme gestiegen sind. Darüber hinaus dürfte der Beginn der Heizsaison als Zeitpunkt für die Werbeoffensive der Unternehmen nicht zufällig gewählt worden sein.

Interessant ist aber auch, dass die Unternehmen, die bislang kaum im Fernsehen aufgetreten sind, ihre Werbestrategien verändern und stärker als bisher auf die Endkunden zugehen. Da die direkte Kundenbeziehung und der Zugriff auf die Kundendaten wichtige Assets im Wettbewerb darstellen, ist dies aber nachvollziehbar. Nur wer seine Kunden und deren Bedürfnisse kennt, kann auch neue Marktsegmente erobern und zielgerichtet komplette Leistungspakete anstatt einzelner Produkte verkaufen.

BMW und Viessmann treten mit Digital Energy Solutions in den Markt ein
 
Einen solchen Ansatz zeigt gerade Stiebel Eltron. Das Heiztechnikunternehmen, das unter anderem Wärmepumpen anbietet, ist als Markenpartner von Digital Energy Solutions, einem Joint Venture von BMW und Viessmann, in den Privat- und Gewerbekundenvertrieb von Ökostrom eingestiegen und kann nun neben Heizungen auch Wärmestrom verkaufen, wie aus der aktuellen Ausgabe von Energiemarkt Aktuell zu erfahren ist.

Dass Branchenfremde vor dem Hintergrund veritabler Veränderungen im Energiemarkt hinzu digitalen Produkten für Kostenersparnis, Autarkie und Bedienkomfort den Wettbewerb ankurbeln werden, hat 1&1 mit seinem Markteintritt gezeigt. Und dass dabei der reine Energievertrieb mittelfristig nicht das eigentliche Ziel ist, gibt 1&1 offen zu. Der Konzern bezeichnete die Energieversorgung als Vorstufe zum Geschäft mit Smart Home und Energiedienstleistungen.

Digital Energy Solutions hat sich ebenfalls nicht als Versorger aufgestellt, sondern bietet vielmehr Hard- und Softwarelösungen für intelligente Wärmesysteme und Elektromobilität an. Zwar gibt es von dem Joint Venture kein klares Statement, doch wäre es nicht verwunderlich, wenn das Unternehmen bei allen geplanten Angeboten die Energielieferung als Leistungsbestandteil integrieren würde.

Das Beispiel Digital Energy Solutions zeugt davon, dass Autobauer ggf. über Komplettangebote inkl. Wallbox, Ladeinfrastrukturdienstleistungen, E-Auto, PV-Anlage, Speicher und Energiemanagement auch die Autostrom- und ggf. vollständige Energieversorgung übernehmen könnten. Im Zuge der Akquisition von SolarCity hat auch Tesla ein ähnliches Produktbündel angekündigt.

Die verstärkte Werbetätigkeit im Bereich Wärme- und IKT-Unternehmen, Hardware-Hersteller sowie Autobauer, die sich zum Komplettanbieter wandeln, sind Anzeichen, dass sich Branchenfremde mehr und mehr wettbewerblich gegenüber Energieversorgern platzieren. Diese sollten sich zum einen neuen Geschäftsfeldern wie Dienstleistungen oder Ladesystemen zuwenden und zum anderen den Markt sowie neue Wettbewerber genau im Blick haben. Der monatliche Report Energiemarkt Aktuell liefert dafür die relevanten Ereignisse aus den Bereichen Strom, Gas, Energiedienstleistungen und -effizienz, Vertrieb, Marketing, Marktentwicklung, Digitalisierung sowie Smart Home und Elektromobilität.

 

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